Haus Klara (Kloster Oberzell) in Würzburg
Unsere Patienten haben Angst davor, sich ihrer primitiven Gefühle bewusst zu werden und uns diese Gefühle zu zeigen. Sie fürchten sich vor emotionaler Nähe und vermeiden diese auf die eine oder andere Weise. Ein solches Verhaltensmuster, das mit projektiver Angst einhergeht, ist sehr oft transgenerational übertragen worden. Wenn projektive Angst das Unbewusste verdunkelt, schreiben Betroffene eigene primitive Gefühle ihrem Gegenüber zu und fürchten sich dadurch vor ihm. Mut zur Überwindung der Angst entsteht durch eine angstfreie, respektvolle und gleichzeitig unerschütterliche Haltung des Therapeuten dem Widerstand des Patienten gegenüber. Zunehmende emotionale Nähe zum Therapeuten lässt die Augen des Therapeuten zum „Leuchtturm in der Nacht“ (Zitat Davanloo) werden. Wie ein Boot auf hoher See kann sich der Patient auf der angstvollen Reise in sein Unbewusstes an den furchtlosen Augen des Therapeuten orientieren und Halt finden. Emotionale Nähe lässt zwischen Therapeuten und Patient einen sehr persönlichen Widerstand entstehen, den Davanloo „Transference Component of the Resistance“, kurz TCR, nannte. Mit dem Anstieg der Übertragungskomponente des Widerstandes TCR steigt der Mut und sinkt die Angst. Wenn die Angst auf null gesunken ist, drängt vernichtend primitive Wut ins Bewusstsein und kann verbal und nonverbal am Therapeuten ausgedrückt werden. In den Augen des „vernichteten“ Therapeuten erblickt der Patient die Augen der Mutter/des Vaters oder anderer ehemals so sehr geliebten Menschen. Die fürchterliche kindliche Wut zieht schmerzvolle Schuldgefühle nach sich. So öffnet sich das Unbewusste. Der Schmerz der Schuldgefühle löst den lebenslangen Leidensschmerz auf. Der Patient kann Reue erleben und er kann vergeben. Es entsteht Leichtigkeit und Klarheit im Unbewussten.
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