Einsicht ohne Beteiligung der Gefühle bewirkt keine Veränderung
Fragen die uns Therapeuten oft beschäftigen sind:
Was tun, wenn ein Patient über Inhalte spricht, die schwer mitteilbar sein müssten, weil sie normalerweise mit starken Gefühlen von Scham, Schmerz oder Schuld verbunden sind?
Wie kann das Vorgehen aussehen bei Patienten, die Zusammenhänge zwischen bewussten Phänomenen nicht erkennen, den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen?
Wie geht man mit Patienten um, die allein im Äußern der Affekte, etwas therapeutisch Wirksames sehen, ohne dadurch ihre inneren Motive zu lösen?
Das Thema dieses Seminars ist es, Antworten auf diese Fragen zu finden.
Die Isolierung von Affekten reicht vom alltäglichen bewussten Bemühen, seine Gefühle zu beherrschen bis hin zu einer tiefgreifenden Verankerung im Unbewussten und kann eine
unerwünschte Veränderung in der Innen- und Außenwelt bewirken. Die Entfremdung vom inneren Kern der menschlichen Natur führt zu einem Gefühl der Andersartigkeit, bis hin zur Nichtzugehörigkeit und damit zu einer unerträglichen Einsamkeit. Diese Form der Abwehr stellt sich als schwerwiegendes Hindernis dem psychotherapeutischen Prozess entgegen. Wenn die Verbindung vom Fühlen und Verhalten nicht herstellbar ist, wird sich bei unseren Patienten nichts Entscheidendes ändern. Es stellt sich uns als Therapeuten die Frage, wie kann die Affektisolierung aufgehoben werden, wenn beim Patienten, das, was er denkt, unerträgliche Gefühle hervorruft, und wie soll man die Isolierung aus dem Zusammenhang bearbeiten, wenn der Patient getrennt halten muss, was miteinander in Konflikt steht?
Hier kommt als therapeutische Methode die ISTDP in unser Blickfeld. Das wesentliche und innovative dieser psychoanalytisch fundierten Behandlungsform ist es, den Patienten mit den abgewehrten Affekten in Kontakt zu bringen, die körperlich verankert bis in die frühesten Schichten der Entwicklung führen. H. Davanloo hat als einer der ersten Psychoanalytiker die Biologie wieder mit der analytischen Behandlungstechnik verbunden. Er hat erkannt, dass nicht nur eine Beunruhigung beim Patienten entsteht, weil die Affekte nicht dem Ich -Ideal und den Über-Ich Anforderungen entsprechen, sondern weil die Affekte auch Handlungsimpulse enthalten können, deren Umsetzung Angst, Scham, unerträgliche Schuldgefühle und Trauergefühle hervorrufen können.
Die ISTDP kann uns eine klare Sicht auf die Übertragungsauslöser geben und die Art und Weise, wie der Patient innerlich darauf reagiert. Diese in der Regression verstärkten emotionalen Antworten können therapeutisch genutzt und bearbeitet werden.
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